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Die Arbeiten Gunda Försters definieren Sichtbarkeit als elementare Gestaltung von Raum, Licht und Zeit. Sehen ist Bewegung, die der Bewegung des Gesehenen begegnet.
Auf nächtlichen Strassen geht man vorbei an dunklen und hell erleuchteten Fenstern, flackernd von Fernsehbildschirmen beleuchteten Räumen, unter Lichtwerbung und Neonreklamen, zwischen den Scheinwerfern fahrender Autos. So wie der Blick abgezogen ist von Sternen, deren Licht ihr Verlöschen überdauert, lösen Gunda Försters Arbeiten mit Licht das plastische Phänomen von Geschichten ab. Die Bilder urbaner Beschaulichkeit, hinter jedem Fenster ein Leben, angezogen und zerstreut von Werbung, unterwegs von einem Ort zum anderen, werden weggewischt mit der Geste minimalistischer Reduktion. Die so entstandene pure Form reflektiert sich im Rückbezug auf eine entsprechende bildnerische Tradition als Kunstraum und entwirft diesen Raum als einen für Kunst ausgesparten - Schnittfläche der von Produzentin und Betrachtern mitgebrachten Erfahrungen.
Dass Försters jüngere Arbeiten mit Kleinbilddias als Wendung zu narrativen oder repräsentativen Bildformen verstanden werden könnten, ist so selbstverständlich wie die Hinnahme der übers Fernsehen ausgestrahlten Bilder als Wirklichkeit. Die in Variationen des Zufalls eingestreuten Begriffe reizen die Vergeblichkeit sinnstiftender Betrachtung aus.
Die Präsentation (Wechsel der Diapositive im Takt von ein oder zwei Sekunden und sich überlagernde Projektionen) sowie die Qualität der Bilder und Begriffe entgleiten der vermeintlichen Zuverlässigkeit der Paarung von Fotografie und Text. Die Worte gleichen Slogans, die das Beworbene im Überschuss möglicher Konnotationen und Assoziationen verschwinden lassen. Die Bildfetzen binden die Begriffe (sprachliche Fundstücke) nicht zurück an Bedeutungen. Eher verstärken sie ihre Abstossung als Schriftbilder nur potentiell bedeutsamer Sprachlaute, die wiederum den Eindruck unterstützen, die mehr oder weniger verschwommene Gegenständlichkeit der Lichtbilder (überwiegend vom Fernsehbildschirm abfotografierte Personen) verweise nur auf die Tautologie von Sichtbarem und Licht.
Die ständig sich verlagernden Verweise und Bezüge zwischen Wort und Wort, Wort und Bild, Bild und Bild lassen jede zwanghafte Sinnproduktion ins Leere laufen. Es bleibt dem Betrachter einzig die Einsicht, dass sein Verstehen an einem nicht nachvollziehbaren kompositorischen Prinzip scheitert. Tatsächlich liesse sich der Eindruck bloss zufälliger und instabiler Kombinationen von Bildern und Wörtern in komplexer mathematischer Form als Folge von Variationen beschreiben und damit als Sichtbarmachung einer musikalischen Idee.
Gunda Förster
- Geboren 1967 in Berlin
- 1991 - 97 Studium an der Hochschule der Künste Berlin
- Lebt und arbeitet in Berlin
Stipendien und Preise:
- 1996 Deutscher Kunstpreis
- 1997 DAAD Stipendium, Amerika
- 1998 Karl Schmidt-Rottluft Stipendium
Einzelausstellungen (Auswahl)
- 1998 Kunstverein Leipzig
- 1997 I wanna talk to you, Galerie Wohnmaschine, Berlin
- 1996 Haus, Kunst-Werke Berlin e.V., Berlin
Sieben Räume nach Nordwest, Herfurthsche Villa, Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig
Fenster, Galerie Wohnmaschine, Berlin
- 1995 220mRot, SOMA, Berlin
Rot-Licht, Bild-Malerei, Galerie Wohnmaschine, Berlin*
- 1994 ROT SEHEN, U-Bahnhof Weinmeisterstrasse, Berlin*
ROT, Auguststrasse 91, Berlin
Gruppenausstellungen (Auswahl)
- 1998 KAMIKAZE, Marstall, Berlin*
98 Prix Whanki, Whanki Museum, Seoul (Korea)*
Berlin Alexanderplatz U2, Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Berlin*
- 1997 Heaven Private View, P.S.1 Museum, Long Island City, New York (USA)
Korrespondenzen, Berlinische Galerie, Martin-Gropius-Bau, Berlin; Scottish National Gallery of Modern Art, Edinburgh (GB)*
S/Light, Malmö Konstmuseet, Malmö (S)*
- 1996 nach weimar, Kunstsammlung zu Weimar, Weimar*
Deutscher Kunstpreis 1996/97, Kunstmuseum Bonn; Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden*
Laboratorium Grenzenlos: Berlin in Moskau, Contemporary Art Center, Moskau (RUS)
Neben den Linden ist die Mitte oder der Blick ins 21., Kunstverein Düsseldorf
Strukturen der Malerei, Reichshof, Leipzig*
- 1995 Junger Westen Õ95, Kunsthalle Recklinghausen, Recklinghausen*
Malerei als Medium, Neuer Berliner Kunstverein, Berlin*
SOMA in Bethanien, Kunstamt Kreuzberg/Bethanien, Berlin*
- 1994 STARTBLOCK, Kunst-Werke Berlin e.V., Berlin
[Gunda Förster] [Hans Hemmert] [Sabine Hornig] [York der Knöfel] [Michel Majerus]
[Antje Majewski] [Olaf Nicolai] [Manfred Pernice] [Daniel Richter]
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